Sehr geehrter Herr Becker,
Ihre Kinder sind heute in Obhut genommen worden.
Bitte versuchen Sie heute um 14.00 Uhr zum Gespräch ins Sozialbürgerhaus zu kommen.
Mit freundlichen
Grüßen, GansDiplomsozialpädagoge (FH)
Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising e.V.
Abteilung Vormundschaften/ Rechtliche Betreuungen
Telefon: 089-544 231 50
Telefax: 089-544 231 88
E-mail: t.gans@kjf-muenchen.de
Internet: www.kjf-muenchen.de
Vorstand: Bartholomäus Brieller (Vorsitzender), Stefan Eisenhardt
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Vorstand: Bartholomäus Brieller (Vorsitzender), Stefan Eisenhardt
Vorsitzender des Jugendfürsorgerates: Msgr. Lorenz Kastenhofer
Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichtes München: VR-NR. 591
Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichtes München: VR-NR. 591
Hochverehrter Vater,
AntwortenLöschenhier ist deine so tief geliebte Tochter. Ich weiß, inzwischen bist du Tod, aber ich dachte mir, dass es doch mal Zeit wird, dass wir beide uns unterhalten.
Ich bin tief gerührt von all den Sorgen, die du dir in diesem Blog offensichtlich wegen uns gemacht hast, auch wenn ich zugeben muss, dass ich davon im realen leben nicht besonders viel gespürt habe.
Lass mich überlegen, wo ich am besten Anfange.
Wie wäre es vor ca 16 Jahren, als du noch bei uns lebtest? Damals musste ich eine für mich sehr schwierige Situation durchleben, einfach weil du dich nicht dafür interessiertest, auf das Kind in deiner Obhut, auf deine Tochter, acht zu geben. Vielleicht war ich dir einfach nicht wichtig genug?
Oder 5 Jahre nach der Inobhutnahme, als der Kampf mit dem Gericht zu deiner liebsten Beschäftigung geworden war. Damals warfst du mir (damals 13 Jahre alt) vor, ich würde die Schuld daran tragen, dass mein Bruder und ich immer noch im Kinderheim lebten. Du hast mich angeschrien. Jede Woche während den 15 Minuten Telefonat, die man uns gewährte und ich lief jedes mal davon, weinte und nahm deine Worte als Wahrheit an. Weil ich ein Kind war. Dein Kind. Weil du mein Vater warst stürzte ich mich Kopfüber in diese Schuldgefühle.
Obwohl du derjenige warst, der meiner Mutter Jahre zuvor im Streit versprochen hatte, er würde dafür Sorge tragen, dass wir im Heim landen würden. Und dieses Ziel verfolgtest du energetisch, bis du es erreicht hattest.
Das war OK für mich, ich liebte dich trotzdem und wünschte mir einen Vater der sich tatsächlich für mich interessierte.
Ich war dumm.
Als nächstes gingst du so weit, dass du die 2 Stunden an Besuch die wir ca alle 6 Monate hätten haben können absagtest. Weil es nicht in deine Vorstellung passte, dass eine Person aus dem Kinderheim diesem beiwohnte um darauf zu achten, dass nichts ausartet.
An diesem Punkt war dieses Vorgehen wohl verständlich, denn auch die Telefonate die wir hatten waren begleitet.
Danach hörte ich jahrelang nichts mehr von dir. Ich war endlich zu Verstand gekommen und hatte eingesehen, dass ich die Umstände nicht verschuldet hatte.
Ich suchte nicht weiter den Kontakt zu dir.
Bis ich hörte, dass du an deinem Geburtstag verstorben bist.
Ich vermisse dich nicht. Ich bedauere nur, dass ich niemals dazu kam, dir all das und mehr in dein Gesicht zu sagen.
Dir zu zeigen, was für ein egozentrisches und cholerisches Monster du warst.
Ich denke nicht, dass es dich interessiert hätte. Das wäre zu naiv. Es wäre nur für mich gewesen.
Man sag, man könne nicht alles bekommen was man wolle, wohl aber bekomme man immer was man verdiene. Früher oder später.
In diesem Sinne hoffe ich dass du - wo auch immer deine Asche vergraben wurde - im Tod niemals Frieden finden wirst.
Danke, dafür dass du dazu beigetragen hast, mich zu dem zu machen was ich heute bin. Bilde dir aber nicht ein, du wärst das einzige gewesen, das mich formte. So viel Macht hast du lange nicht mehr über mich.
In Liebe,
deine Tochter